Ich richte mein Jahr auf Freundlichkeit aus und dann geht es ganz viel um Feminismus? Ich würde sagen, das passt. Zur Freundlichkeit gesellt sich nun die Frage, wie das Patriarchat überwunden werden kann.
FLINTA* steht übrigens für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche Menschen, nichtbinäre Menschen, transgeschlechtliche Menschen und Agender-Menschen - und das Sternchen für weitere, nicht benannte Identitäten.
Kabarett
Der Frühling war geprägt von Gesprächen darüber, auf welche Weise das Patriarchat betrifft und beschädigt, wie wir in einer patriarchal geprägten Welt aktiv sind und Gesellschaft gestalten und über die Klimakrise, Demokratie und Populismus, Kapitalismusprobleme etc.

Ein Frühlingshighlight war an Himmelfahrt das feministische politisch-poetische Kabarett von Sunna Huygen: ihr neues Programm "Ozeanzeit" solltet ihr euch unbedingt anschauen, wenn Sunna das nächste Mal in eurer Nähe auftritt.
Segeln

Im Juli habe ich an einem Segeltörn auf dem Traditionssegler „Lovis“ teilgenommen. Wir waren 26 erwachsene FLINTA* und ein Kind und hatten zehn intensive Tage an Bord, im Wasser und an Land. Auch hier haben wir uns über unseren Aktivismus und darüber, was uns im Leben Kraft gibt. Wir haben von Women in Exile gehört und von Hausprojekten, von internationalen Kooperativen und von Stadtteilarbeit. Die Überwindung des Patriarchats war ein wiederkehrendes Thema und ich bin dankbar, dass meine erste Segelerfahrung in einem FLINTA*-Setting stattfand - und dass ich mich nach einigem Zaudern doch getraut habe, vom Klüvernetz zu springen!
Rassismus-Reflexion
Im August war ich bei einem Workshop mit Tsepo Bollwinkel in Brandenburg. Der Workshop hieß „Binaritäten & Begehren“ und richtete sich an weiß positionierte Menschen, die sich schon intensiver mit Rassismus auseinandergesetzt haben. Wir waren 19 Teilnehmende, davon 17 FLINTA*, und Tsepo hat bei mir und uns sehr viele Prozesse angestoßen. Ich habe gezweifelt, wie weit es mit meiner Auseinandersetzung mit Rassismus her ist, ich war wütend, ich war überfordert, ich war berührt, ich war inspiriert und so viel mehr. Und: das Patriarchat ist auch von Rassismus die Basis – wen wundert‘s.
Fehlerfreundlichkeit
Zu guter Letzt habe ich mit meiner Mitbewohnerin Bettina auf einem großen feministsichen Netzwerktreffen zwei Austauschräume mit 130 Personen moderiert. Zweimal zwei Stunden zu einem von Generationenunterschieden, Klassismus, unterschiedlichen Verständnissen von Gender und akuter Betroffenheit von Sexismus geprägten Konflikt liegen hinter uns. Wir haben uns darauf konzentriert, als Basis für den Kontakt der Beteiligten untereinander Fehlerfreundlichkeit und Wohlwollen als innere Haltung zu etablieren. Es scheint gelandet zu sein. Am Ende haben nicht nur Bettina und ich vor Berührung geweint. Ich hoffe, auch dieser Prozess war ein Schritt auf dem Weg der Überwindung des Patriarchats. |